Roboter, Datenkrake und KI: Haeger & Schmidt spricht über innovative Projekte

Fabian Klasen
Juni 2024

Duisburg, 11.06.2024 – Torben Radtke ist 2018 im Zuge seiner Masterarbeit zu Haeger & Schmidt gekommen und arbeitet im Bereich Prozess- und Projektmanagement. Dort ist er vorrangig mit Digitalisierungsprojekten und der Suche nach innovativen Lösungen beschäftigt und deswegen auch im intensiven Austausch mit der Innovationsplattform startport GmbH – Tochter vom Duisburger Hafen AG.
In diesem Zusammenhang wurde das folgende Interview aufgenommen:

Kannst du uns einen Einblick in euer aktuelles Logistikprojekt geben? Was sind die Ziele dahinter und wie sieht es dort mit innovativen Umsetzungen aus?

„Wir beschäftigen uns derzeit mit mehreren Projekten. Ein Projekt, was ich hervorheben möchte, ist ein KI-Projekt und der Aufbau eines Sales-Assistenten. Das bedeutet, dass wir die E-Mails mit Kundenanfragen zu möglichen Transporten automatisiert auslesen, die Daten herauskristallisieren und so dann dem Kunden nachher anschließend automatisiert eine Offerte für unseren Transport unterbreiten wollen. In einem weiteren Projekt versuchen wir aktuell einen unterstützten Dispositionsprozess aufzubauen. Sprich bei der Datenflut, die derzeit existiert, sollen unsere Disponenten, die unsere Züge und Schiffe disponieren, Hilfestellungen bekommen, sodass alle hereinlaufenden Daten zusammenlaufen. Die Restriktionen werden betrachtet und so eine Dispositionsempfehlung für unsere Schiffe und Züge herausgegeben.“

Welche spezifischen Herausforderungen gab es bei dem neuesten Logistikprojekt und in der Umsetzung?

„Herausfordernd ist natürlich immer, dass man alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mitnehmen muss, also diese Menschen wirklich zu Beteiligen in diesem Projekt zu machen. In diesen Menschen steckt so viel operatives Wissen drin, das wir auf jeden Fall benötigen, um dieses Projekt dann erfolgreich umsetzen zu können. Ganz wichtig ist dann natürlich aber auch, dass man von externer Seite noch Input und Unterstützung bekommt, damit man so ein Projekt dann wirklich erfolgreich gestalten kann. Am Ende ist das Fachwissen da, sowie Wissen über die KI-Technologien und diese beiden Sachen müssen dann in einem Projekt zusammengebracht werden.“

Und wie genau habt ihr die Mitarbeiter beim Prozess mitgenommen?

„Man muss direkt von Anfang an mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sprechen und diese ins Projektteam holen. Sie sollten von Anfang an bei der ersten Formulierung der Anforderung schon mit im Boot sitzen, sodass wir danach auch wirklich wissen, was wollen wir denn eigentlich entwickeln, um welche Problemstellungen geht es, damit dann nachher auch die Fachseite in die richtige Richtung entwickeln kann und so am Ende die Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter befriedigt sind.“

Habt ihr in letzter Zeit neue Verfahren oder Technologien implementiert, die die Effizienz der Logistikprozesse bei euch optimieren?

1. Was wir in den letzten Jahren sukzessive gemacht haben, war die Einführung von RPA-Prozessen. RPA steht dabei für Robotic Process Automation. Hierbei lassen wir einfache Prozesse, bei denen die Arbeitsschritte immer gleich sind, die im System ausgeführt werden müssen, durch einen Roboter erledigen. Dieser übernimmt quasi die Arbeitsschritte, die sonst ein Mitarbeiter macht und sorgt somit für eine Entlastung.

2. Was wir noch gemacht haben, ist, dass wir versucht haben, Plattformen zu zentralisieren. Ich nehme da jetzt mal als Beispiel unserer Plattform, die wir für Seeschiffsankünfte benutzen. Unsere Disponenten müssen immer wissen, wann kommen denn die Seeschiffe in den Seehäfen an. Dort war es recht mühsam, auf allen möglichen Plattformen der Terminalbetreiber zu prüfen, wann sind die Seeschiffsankünfte, wann soll es weitergehen. Daher haben wir intern eine zentrale Plattform geschaffen, in der unsere Disponentinnen und Disponenten prüfen können, wann die Seeschiffe ankommen, um dort dann ihre Planung zu verbessern.

3. Als Tool zur Datenintegration nutzen wir Lobster_data. Das ist unsere Datenkrake, wie wir immer so schön sagen. Hier bringen wir über verschiedenste API-Schnittstellen Logistik-Lösungen zusammen, stellen die die Verknüpfung zu Kunden her und haben die Möglichkeit Daten zu sammeln, aufzubereiten und in unsere Systeme weiterzuverteilen. Mittlerweile haben wir bereits rund 500 Schnittstellen damit realisiert.

Zurück zu der Roboterthematik. Hat der zufällig auch einen Namen – so wie manche Staubsaugerroboter heutzutage?

Die Roboterprozesse direkt bei uns haben keinen Namen. Was einen Namen hat, ist unser Frontend in Richtung Chat-GPT. Das läuft unter dem Namen HSL Hugo.

Wie siehst du die Rolle von künstlicher Intelligenz in Zukunft in der Logistikbranche?

Ich denke, dass die künstliche Intelligenz in der Logistikbranche einen wirklichen Game-Changer darstellen kann. Das kann tatsächlich sein, dass hier die ganze Logistikwelt nochmal umgekrempelt wird, einfach, weil die Technologien so innovativ sind und so große Erleichterungen bringen. Und bei den ganzen Datenströmen, die derzeit existieren und die immer noch weiter aufgebaut werden und weiter zunehmen, wird es nicht mehr möglich sein, diese ganzen Daten von Menschen in Einklang zu bringen, auszuwerten und daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen. Deswegen glaube ich schon, dass KI-Unterstützung da ein sehr großes Thema werden wird.

Gibt es aktuelle Trends, die einen Einfluss auf eure Projekte haben bei Haeger & Schmidt?

Der große Trend ist natürlich, aber das ist auch ein ganz wichtiges Thema, der Bereich Nachhaltigkeit. Der spielt auch bei unseren Transporten eine große Rolle. Als Binnenschiffsunternehmen ist man ja generell schon nachhaltiger, weil wir einfach viel mehr mitnehmen können als beispielsweise ein einziger Lkw. Das spricht für unsere Zug- und Binnenschiffsprodukte, die wir anbieten. Natürlich ist es aber auch da wichtig, sich als Unternehmen neu aufzustellen und wirklich zu überdenken. Wir haben dieses Jahr eine Photovoltaikanlage auf dem Dach aufgebaut und versuchen durch den Einsatz, beispielsweise von E-Lkw, den Weg in die Zukunft zu gehen und grüner zu werden.